Nachtschicht für Mopsfledermaus-Forschung

Fledermausforscherin Dagmar Schindler und ihr Team fangen nachts Mopsfledermäuse, um ihre geheimen Quartiere aufzuspüren. Foto: koebri films

Fledermausforscherin Dagmar Schindler und ihr Team fangen nachts Mopsfledermäuse, um ihre geheimen Quartiere aufzuspüren. Foto: koebri films

In den frühen Morgenstunden eines Sommertags blickt Robert Pfeifle in die Augen von 18 Mopsfledermäusen. Die Tiere haben sich nach der Nachtjagd in ihr Quartier zurückgezogen. Gut versteckt unter der Rindenschuppe einer alten Kiefer kümmern sich die Weibchen um ihre Jungtiere. Um sie zu finden, haben NABU-Projektleiter Pfeifle und ein Forschungsteam mehrere Wochen akribisch nach dem Versteck der seltenen Waldfledermaus-Art im Main-Tauber-Kreis gesucht.   

„Angefangen hat alles mit einer E-Mail, die uns ein Revierleiter von ForstBW im Herbst 2020 geschickt hat“, erinnert sich Pfeifle. Der NABU verleiht als Teil eines bundesweiten Schutzprojekts akustische Aufnahmegeräte an Ehrenamtliche und Interessierte aus dem Forst, die damit die nächtlichen Rufe der Mopsfledermaus aufzeichnen. Der Revierleiter schlug eine Gegend im Fränkischen vor. Hier gibt es noch viele naturnahe Wälder mit Alt- und Totholz, in denen die Mopsfledermaus geeignete Quartiere findet. Außerdem gab es Nachweise aus dem benachbarten Hessen und Bayern. „Also haben wir dem Revierleiter eines der Geräte geschickt, damit er es in seinem Wald aufhängen kann“, erläutert der Projektleiter.

Mit Netz und Antenne auf nächtlicher Fledermaussuche

Tatsächlich konnte das Gerät den Ruf einer Mopsfledermaus aufzeichnen. Bis zur Entdeckung des Baumverstecks war aber noch viel Forschung nötig. „Fledermausquartiere zu finden ist Fleißarbeit in Nachtschichten“, macht Fledermausforscherin Dagmar Schindler vom Freiburger Institut für angewandte Tierökologie klar. Sie und ihr Team führen die Feldforschung im Projekt für Baden-Württemberg durch.

Akustische Hinweise sind zentral, um Suchgebiete einzugrenzen. Auf Waldlichtungen oder an Gewässern stellen die Forschenden dann in der Abenddämmerung Netze auf, wo die Mopsfledermaus nachts Kleinschmetterlinge jagt. Dann heißt es warten im Dunkeln – oft stundenlang. Geht ein Weibchen ins Netz, bringt das Forschungsteam einen Peilsender am Rücken des Tiers an und lässt es wieder frei.

Nun heißt es schnell sein: Mit einer Antenne auf dem Dach setzen sich die Forschenden ins Auto und verfolgen die fliegende Fledermaus, so gut es geht. „Mit etwas Glück führt sie uns zu ihrem Quartier, wo sie gemeinsam mit anderen Weibchen den Nachwuchs versorgt. Diese sogenannten Wochenstuben bestehen aus bis zu dreißig Weibchen und je einem Jungtier. Sie bilden sich im Mai zur Geburt und lösen sich im August auf, wenn der Nachwuchs selbstständig geworden ist. Wir haben deshalb nur wenige Wochen im Jahr, um Quartiere aufzuspüren“, erklärt Pfeifle.

Mopsfledermaus in 12 Landkreisen entdeckt

Die Sucharbeit hat sich ausgezahlt: fünf besenderte Mopsfledermäuse führten das Forschungsteam 2022 zu insgesamt 22 Quartieren. Entscheidend waren dafür die 47 akustischen Nachweise von Engagierten aus Forst und Ehrenamt. „Seit Beginn der Feldforschung im Projekt in 2020 konnten wir sie in 12 Landkreisen nachweisen. Nun sind wir im engen Austausch mit dem Forst und Waldbesitzenden, um dort Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Wenn im Wald ausreichend tote und alte Bäume stehen, kann sich auch die Mopsfledermaus wieder ausbreiten und ihren Bestand stabilisieren“, fasst Pfeifle die aktuelle Arbeit im Schutzprojekt zusammen.

Einblicke Baden-Württemberg