Thüringen startet Mopsfledermaus-Suche

Erfurt/ Sondershausen • 22. Juli 2019 • Das im Mai offiziell gestartete Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ von Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU Baden-Württemberg, NABU Niedersachsen und Universität Greifswald nimmt deutschlandweit Fahrt auf. Auch in Thüringen geht es jetzt los. In der Hainleite – in der Nähe von Sondershausen – haben Mitarbeitende der Stiftung FLEDERMAUS Mopsfledermäuse sicher nachweisen können und machen sich jetzt daran, mehr Details zum Lebensraum dieser Art zu ermitteln.


Das Gebiet der Hainleite im Norden Thüringens ist in Bezug auf die Mopsfledermaus ein noch ungeborgener Schatz. Durch Einzelnachweise von Tieren und ältere Aufzeichnungen über bekannte Quartiere wussten die Experten der Stiftung FLEDERMAUS bereits, dass die Mopsfledermaus dort vorkommt – jedoch ist noch unbekannt, wo die Tiere ihre Sommerquartiere haben (einige Winterquartiere sind bereits bekannt) und wie viele es sind. Dies soll sich mit dem Engagement des Verbundprojektes ändern, denn jetzt soll das Gebiet der Hainleite systematisch untersucht werden.
Das gesamte Verbundprojekt, das im Rahmen des Bundesprogramms zur Biologischen Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert wird, soll unter anderem gemeinsam mit den Waldeigentümern und Bewirtschaftern Strategien für den Schutz und die Entwicklung der Mopsfledermaus in forstlich genutzten Wäldern erarbeiten – daher untersuchen die Forscher zunächst, wie die Tiere Quartierstrukturen und -gebiete genau nutzen.
Zudem wollen die Fledermausforscher analysieren, wie die Mopsfledermäuse künstliche Quartierstrukturen annehmen, um die Ansiedelung der Tiere gezielt zu unterstützen. Dabei kommen zum Beispiel „künstliche Rinden“ zum Einsatz. Diese Halbschalen aus Kunststoff ähneln loser Borke und ahmen so natürliche Rindentaschen, die die Mopsfledermaus gerne als Quartier nutzt, nach.
In der vergangenen Woche fand in der Hainleite ein erster Netzfang statt, dabei wurde bereits eine Mopsfledermaus gefangen. Nach erfolgreichen akustischen Nachweisen mit Aufnahmegeräten, sogenannten Batcordern, stellt dies den ersten Schritt hin zum Aufspüren der Mopsfledermäuse und ihrer Quartiere dar. Künftig sollen dort die gefangenen Mopsfledermäuse mit Sendern versehen werden, mit denen man ihre Wege zwischen Nahrungshabitaten und Quartieren nachverfolgen und ihre Aufenthaltsorte ermitteln kann. Daraus wiederum können dann Strategien entwickelt werden, wie sich der Fledermausschutz in die forstliche Bewirtschaftung integrieren lässt – ein Kernziel des Projekts.
Mit der Stiftung FLEDERMAUS und der Naturstiftung David kommen zwei der Hauptinitiatoren und Partner des neuen Mopsfledermaus-Projekts aus Thüringen und legen damit wieder einmal Zeugnis davon ab, welche Innovationskraft dem Freistaat im Bereich des Natur- und Artenschutzes innewohnt. Beide Stiftungen arbeiten seit langem eng mit dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zusammen und diese Zusammenarbeit trägt erneut Früchte – und das über die Grenzen Thüringens hinaus. Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz fördert zudem das Projekt mit einer Summe von insgesamt mehr als 183.000 Euro.

Über die Mopsfledermaus
Die Mopsfledermaus ist eng an reich strukturierte Wälder mit einem hohen Totholzanteil sowie Bäumen mit abstehenden Rindentaschen oder Spalten gebunden. In den 1950er bis 1970er Jahren führten Quartierverluste zu dramatischen Bestandeinbrüchen. Außerdem bewirkte der zunehmende Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft einen erheblichen Rückgang des Nahrungsangebots für die Mopsfledermaus, deren Nahrungsspektrum eng auf Kleinschmetterlinge begrenzt ist. Sie überlebte in Deutschland und Westeuropa nur in wenigen Reliktgebieten. Weitere Faktoren, wie eine intensive forstwirtschaftliche Waldnutzung, der Verlust von Vernetzungsstrukturen und die Zerschneidung durch Verkehrstrassen kamen hinzu. Der bundesweite Erhaltungszustand der Art ist daher als „ungünstig“ eingestuft worden.

Die Stiftung FLEDERMAUS
Die Stiftung FLEDERMAUS ist die erste und einzige gemeinnützige Stiftung in Deutschland, die sich voll und ganz dem Schutz der heimischen Fledermausarten verschrieben hat. Im Jahr 2009 in Thüringen errichtet und beheimatet, engagiert sie sich auch über die Landes- und Staatsgrenzen hinaus – für einen gemeinsamen europäischen Fledermausschutz. So ist sie aktives Gründungsmitglied des Europäischen Fledermausschutz-Dachverbandes BatLife Europe und des Bundesverbands für Fledermauskunde Deutschland e. V.. Gemeinsam mit allen Naturschützern kämpft die Stiftung dafür, alle Fledermausarten vor dem Aussterben zu bewahren und ihr Überleben in Koexistenz mit dem Menschen nachhaltig zu sichern. Für ihr Jubiläumsjahr 2019 ruft die Stiftung FLEDERMAUS das „Jahr der Fledermaus“ aus, um mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen die
Fledermäuse in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Mehr Informationen finden Sie unter www.stiftung-fledermaus.de/Veranstaltungen.

Projektinformationen „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“:
Förderschwerpunkt: Verantwortungsarten
Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Thüringen
Laufzeit: 31.12.2018 - 31.12.2024
Gesamt-Finanzvolumen: 5,44 Mio. €
Projektträger: Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU-Landesverbände Baden-Württemberg und Niedersachsen, Universität Greifswald
Fördergeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), Bundesamt für Naturschutz (BfN), Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Bayerischer Naturschutzfonds, Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Deutsche Wildtier Stiftung, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Bauen, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden Württemberg, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden Württemberg.

Ansprechpartner:
Kathrin Weber (Projektkoordinatorin)
Stiftung FLEDERMAUS
Schmidtstedter Straße 30a
99084 Erfurt
Tel.: 0361 265598-22
E-Mail: kathrin.weber@stiftung-fledermaus.de

Pressemitteilungen