Bundesweites Schutzprojekt startet Feldforschung zur Mopsfledermaus in acht Bundesländern: Region Bayern

© Christian Giese

Gemeinsam mit Wissenschaft, Forst und Ehrenamt auf der Suche nach der seltenen Waldfledermaus in Bayern

Bereits im Januar wurde sie von BatLife Europe zur „Fledermaus des Jahres 2020-2021“ gekürt. Nach Ende ihrer Winterruhe sucht sich die Mopsfledermaus nun vor allem in alten Bäumen mit abstehender Rinde, in Stammrissen oder Baumspalten ihre Sommerquartiere. Doch wo in unseren Wäldern gibt es Mopsfledermäuse? Wie nutzen diese Tiere ihre Lebensräume und wie lassen sich die Bedingungen für die bedrohte Art verbessern? Um diese Fragen zu beantworten, beginnen ab Mai in acht Bundesländern Feldforschungsarbeiten zur deutschlandweiten Verbreitung der Mopsfledermaus.  Die Arbeiten sind Bestandteil eines bundesweiten Schutzprojekts im Bundesprogramm Biologische Vielfalt.

Bayern bildet einen der Verbreitungsschwerpunkte der seltenen Art in Deutschland und stellt daher eine der Forschungsregionen dar. Hier werden unter Leitung der Stiftung FLEDERMAUS vor allem in Nordbayern die Lebensräume der Fledermausart untersucht.

Während Mopsfledermäuse im Wald meist in Bäumen mit Spaltenquartieren wie abstehender Rinde wohnen, haben manche ihrer nordostbayerischen Artgenossen eine Vorliebe für Spaltenquartiere an Schuppen und Scheunen außerhalb von Wäldern. Durch den Verlust natürlicher Rindenquartiere ist die Bedeutung dieser künstlichen Strukturen umso größer.

In den kommenden Monaten untersuchen Forschende der Stiftung FLEDERMAUS in Nordostbayern zusammen mit Interessierten und lokalen, ehrenamtlich tätigen Fledermausgruppen die etwa 130 bekannten Sommerquartiere an Gebäuden hinsichtlich ihrer aktuellen Nutzung durch die Fledermäuse und ihres Zustandes. Dies geschieht durch Sichtkontrollen und vor allem auch durch abendliche Ausflugszählungen.

Projektmanager Rolf Dorn ergänzt: „Zusammen mit den Eigentümerinnen und Eigentümern „scheunenartiger“ Hallen, die in jüngerer Zeit errichtet wurden, möchten wir zudem neue Tagesquartiere für die Fledermäuse schaffen. Damit wollen wir die zunehmende Nutzungsaufgabe der alten Scheunen und den damit einhergehenden Verfall kompensieren.“

Auch bislang unbekannte Unterschlupfe will man in den Landkreisen Nordostbayerns durch Einsatz von speziellen Geräten zur Rufaufzeichnung finden. Zahlreiche ehrenamtliche Fledermausforscherinnen und -forscher und Forstleute unterstützen das Projekt zudem auch im restlichen Bayern und begeben sich mit Aufnahmegeräten auf die Suche nach der Mopsfledermaus. Der Bayerische Naturschutzfonds fördert das Projekt in Bayern 211.000 Euro.

Nicht nur in Bayern, auch in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen wird die heimische Mopsfledermaus untersucht.

Die Feldforschungsarbeiten bilden den ersten zentralen Baustein für ein Verbundprojekt von Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU Baden-Württemberg, NABU Niedersachsen sowie der Universität Greifswald. Das Projekt zum Schutz und zur Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland wird bis Dezember im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Über die Mopsfledermaus

Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) zählt bundesweit zu den stark gefährdeten bzw. vom Aussterben bedrohten Arten. Sie bevorzugt naturnahe Wälder und hat einen ihrer europäischen Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland. In den 1950er bis 1970er Jahren führten Quartierverluste und eine Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft zu dramatischen Bestandseinbrüchen. Pestizide reduzierten das Nahrungsangebot für die hoch spezialisierte Mopsfledermaus erheblich. Vielerorts wurde Alt- und Totholz in unseren Wäldern beseitigt und die Landschaft mehr und mehr durch Verkehrswege zerschnitten. Die anspruchsvolle Fledermausart überlebte in Deutschland und Westeuropa nur in wenigen Reliktgebieten.                           

Über das Projekt

Das Projekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ hat zum Ziel, die Mopsfledermaus zu. Ihre Lebensräume sollen optimiert und vernetzt werden, um der Verantwortung Deutschlands für den Erhalt der Art gerecht zu werden. Ein zentraler Baustein hierbei ist eine naturnahe Waldbewirtschaftung, denn sie fördert Baumstrukturen, die die Mopsfledermaus als Lebensraum benötigt. Daher engagiert sich das Projekt für eine enge Zusammenarbeit mit den öffentlichen wie privaten Waldeigentümerinnen und -eigentümern sowie der Forstwirtschaft. Gemeinsam sollen geeignete Schutzmaßnahmen für die Art in eine forstliche Nutzung integriert werden.

Das Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) mit 4,3 Mio. Euro gefördert. Die Teilprojekte des Vorhabens werden darüber hinaus von den jeweiligen Ländern und weiteren Partnern unterstützt. Das finanzielle Gesamtvolumen beträgt 5,44 Mio. Euro.

Website: www.mopsfledermaus.de

Weitere Infos: biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm

 

Ansprechpartner für die Modellregion Bayern

Stiftung FLEDERMAUS

Schmidtstedter Straße 30a

99084 Erfurt

 

Kathrin Weber (Projektkoordination)

Tel: 0361 265598 22

Mail: kathrin.weber(at)stiftung-fledermaus.de

 

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