Erfurt/Sondershausen • 20. November 2019 • Im Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ konnten Fachleute der Stiftung FLEDERMAUS im Waldgebiet der Hainleite im Norden Thüringens Wochenstuben nachweisen, in denen die seltene Art ihre Jungtiere großzieht.
Im Verbundprojekt wurden bereits in anderen Bundesländern Wochenstuben der Mopsfledermaus entdeckt, jetzt gelang auch der Nachweis in Thüringen. Schon länger ist bekannt, dass in der Hainleite in der Nähe von Sondershausen Mopsfledermäuse vorkommen, Details zur Quartier- und Lebensraumnutzung fehlten bislang. Mitarbeitende der Stiftung FLEDERMAUS haben mit telemetrischen Untersuchungen Quartiere und Jagdgebiete der Mopsfledermäuse ermittelt. Dazu wurden die Tiere gefangen und mit Sendern ausgestattet. So konnten sie geortet werden, Ausflugszählungen an den Quartieren lieferten die entscheidenden Hinweise:
„Wir konnten an zwei Standorten Wochenstubenkolonien feststellen, hier ziehen die Mopsfledermäuse ihre Jungen groß“, freut sich Projektkoordinatorin Kathrin Weber von der Stiftung FLEDERMAUS. “Die Tiere nutzten dabei Verstecke hinter abstehender Rinde, in Baumspalten und in Astabbrüchen als Quartier.“ Nahrung suchten die besenderten Mopsfledermäuse nicht nur im Wald und an Waldrändern, sondern auch im strukturierten Offenland zwischen Hainleite und Windleite. Die gewonnenen Erkenntnisse zur Lebensraumnutzung der Mopsfledermäuse in der Hainleite werden nun genutzt, um den Fledermausschutz in die forstliche Bewirtschaftung miteinzubeziehen. Hierzu arbeitet die Stiftung FLEDERMAUS eng mit ThüringenFORST und dem Forstamt Sondershausen zusammen. Mittlerweile haben die Tiere ihre Wochenstubenquartiere verlassen und bereiten sich auf ihren Winterschlaf vor.
Das Verbundprojekt der Stiftung FLEDERMAUS, der Naturstiftung David, der NABU-Landesverbände Niedersachsen und Baden-Württemberg und der Universität Greifswald wird im Rahmen des Bundesprogramms zur Biologischen Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. Im Projekt soll unter anderem der aktuelle Wissensstand zur Situation und Lebensraumnutzung der Mopsfledermaus in Deutschland erweitert und die gewonnenen Erkenntnisse dazu genutzt werden, den Schutz und die Entwicklung der waldbewohnenden Fledermausart in die forstliche Bewirtschaftung der Wälder zu integrieren. In Kooperation mit den beteiligten Akteuren aus Naturschutz und Forstwirtschaft sollen Schutzmaßnahmen für den Erhalt der Mopsfledermaus und ihres Lebensraumes umgesetzt werden.
Mit der Stiftung FLEDERMAUS und der Naturstiftung David kommen zwei Verbundpartner des neuen Mopsfledermaus-Projektes aus Thüringen. Beide Stiftungen arbeiten seit langem eng mit dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zusammen, das dieses Projekt nun mit einer Summe von insgesamt mehr als 183.000 Euro fördert.
Über die Mopsfledermaus
Die Mopsfledermaus ist eng an reich strukturierte Wälder mit einem hohen Totholzanteil sowie Bäumen mit abstehenden Rindentaschen oder Spalten gebunden. In den 1950er bis 1970er Jahren führten Quartierverluste zu dramatischen Bestandeinbrüchen. Außerdem bewirkte der zunehmende Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft einen erheblichen Rückgang des Nahrungsangebots für die Mopsfledermaus, deren Nahrungsspektrum eng auf Kleinschmetterlinge begrenzt ist. Sie überlebte in Deutschland und Westeuropa nur in wenigen Reliktgebieten. Weitere Faktoren, wie eine intensive forstwirtschaftliche Waldnutzung, der Verlust von Vernetzungsstrukturen und die Zerschneidung durch Verkehrstrassen kamen hinzu. Der bundesweite Erhaltungszustand der Art ist daher als „ungünstig“ eingestuft worden.
Die Stiftung FLEDERMAUS
Die Stiftung FLEDERMAUS ist die erste und einzige gemeinnützige Stiftung in Deutschland, die sich voll und ganz dem Schutz der heimischen Fledermausarten verschrieben hat. Im Jahr 2009 in Thüringen errichtet und beheimatet, engagiert sie sich auch über die Landes- und Staatsgrenzen hinaus – für einen gemeinsamen europäischen Fledermausschutz. So ist sie aktives Gründungsmitglied des Europäischen Fledermausschutz-Dachverbandes BatLife Europe und des Bundesverbands für Fledermauskunde Deutschland e. V.. Gemeinsam mit allen Naturschützern kämpft die Stiftung dafür, alle Fledermausarten vor dem Aussterben zu bewahren und ihr Überleben in Koexistenz mit dem Menschen nachhaltig zu sichern. Für ihr Jubiläumsjahr 2019 ruft die Stiftung FLEDERMAUS das „Jahr der Fledermaus“ aus, um mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen die Fledermäuse in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Mehr Informationen finden Sie unter www.stiftung-fledermaus.de/Veranstaltungen.
Projektinformationen „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“:
Förderschwerpunkt: Verantwortungsarten
Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Thüringen
Laufzeit: 31.12.2018 - 31.12.2024
Gesamt-Finanzvolumen: 5,44 Mio. €
Projektträger: Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU-Landesverbände Baden-Württemberg und Niedersachsen, Universität Greifswald
Fördergeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), Bundesamt für Naturschutz (BfN), Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Bayerischer Naturschutzfonds, Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Deutsche Wildtier Stiftung, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Bauen, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden Württemberg, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden Württemberg.
Ansprechpartner:
Kathrin Weber (Projektkoordinatorin)
Stiftung FLEDERMAUS
Schmidtstedter Straße 30a
99084 Erfurt
Tel.: 0361 265598-22
E-Mail: kathrin.weber@stiftung-fledermaus.de