Forst und Ehrenamt entdecken Mopsfledermäuse in Baden-Württemberg

Georg Löffler, Stellvertretender Leiter Forstbezirk Odenwald / Naturschützerin Heike Johannsen mit Fledermauskasten

Georg Löffler, Stellvertretender Leiter Forstbezirk Odenwald / Naturschützerin Heike Johannsen mit Fledermauskasten

Vom NABU verliehene Aufnahmegeräte liefern Nachweise der seltenen Waldfledermausart

In einigen naturnahen Wäldern und an manchen Bauernhöfen oder Scheunen leben in Baden-Württemberg bisher unentdeckte Mopsfledermäuse. Diese Vermutung haben engagierte Forstfachleute und Ehrenamtliche in den vergangenen Wochen bestätigt. Sie zeichneten die einzigartigen Ruflaute der seltenen Waldfledermausart mit speziellen akustischen Aufnahmegeräten auf, sogenannten Mini-Batcordern. Diese verleiht der NABU Baden-Württemberg seit Mai 2020, um im Rahmen eines bundesweiten Schutzprojekts mehr über die Lebensräume der daumengroßen Mopsfledermaus herauszufinden.

Naturnahe Bewirtschaftung im Odenwald wirkt

Gute Lebensbedingungen findet sie scheinbar im Odenwald. Das freut den stellvertretenden Forstbezirksleiter Georg Löffler, der mit seinen Mitarbeitern von ForstBW einen Mini-Batcorder vom NABU ausgeliehen hat: „Wir haben damit nachgewiesen, dass die anspruchsvolle Mopsfledermaus in den Waldbeständen lebt, die wir seit Jahren naturnah bewirtschaften. Das ist für uns eine motivierende Bestätigung, dass wir mit dieser Arbeitsweise auf dem richtigen Weg sind. Und ein toller Ansporn, auch künftig auf vielgestaltige Mischwälder mit vielen alten Buchen und Eichen zu setzen.“

NABU-Projektleiter Robert Pfeifle ergänzt: „In solchen Bäumen findet die Mopsfledermaus Unterschlupf, um ihre Jungen in sogenannten Wochenstuben großzuziehen. Hier versteckt sie sich unter abstehenden Rinden und Stammrissen alter oder toter Bäume. Im Projekt wollen wir dafür sensibilisieren, solche potenziellen Quartierbäume zu erkennen und stehen zu lassen.“

Naturschützerin aus Vellberg entdeckt Mopsfledermäuse auf Bauernhof

Im näheren Umfeld solcher Wälder nutzen Mopsfledermäuse hin und wieder auch Bauernhöfe und Scheunen an Feldwegen. Zum Beispiel in Vellberg am Schwäbisch-Fränkischen Wald im Landkreis Schwäbisch-Hall. Hier spürte die ehrenamtlich engagierte Naturfreundin Heike Johannsen mit einem der Leihgeräte Mopsfledermäuse auf, die nachts nach Insekten jagten. Dank dieses entscheidenden Hinweises konnte der NABU sogar eine neue Wochenstube an einem Bauernhof aufspüren.

„Mopsfledermausweibchen haben hier dieses Jahr an zwei Gebäuden ihren Nachwuchs aufgezogen. Sie quetschen sich manchmal in kleine Spalten hinter Holzbrettern, mit denen man traditionellerweise Bauernhöfe, Scheunen oder Garagen verkleidet hat. Leider gehen solche Strukturen bei Renovierungen immer öfter verloren.“ Heike Johannsen baut hingegen mit Familie, Freundinnen und Freunden nun spezielle Fledermauskästen, damit die Mopsfledermaus im nächsten Jahr noch mehr Unterkünfte in Vellberg findet. „Ich bin stolz darauf, dass ein so besonderes und bedrohtes Tier sich in unserem Dorf scheinbar wohl fühlt. Als Naturschützerin ist es für mich selbstverständlich, dass ich der Mopsfledermaus mit Nistkästen helfe – genau so, wie ich es an unserer Scheune schon seit Jahren für die Schwalben mache.“

NABU schult Forstfachleute und Ehrenamtliche, um Quartierbäume zu suchen und zu erhalten

Solche Nisthilfen ersetzen jedoch nicht die naturnahen und strukturreichen Mischwälder, auf welche die Waldfledermausart angewiesen ist. Löffler und Johannsen suchen deshalb gemeinsam mit dem NABU weiterhin potenzielle Quartierbäume der Mopsfledermaus, um diese zu erhalten.

Eine wichtige Rolle spielen dabei praxisnahe Schulungen, erklärt Pfeifle: „In den nächsten Jahren werden wir uns noch enger mit den Forstfachleuten zusammensetzen, um gemeinsam etwas für die Mopsfledermaus zu tun. Bei Schulungen wollen wir vermitteln, wie sich Quartierbäume erkennen lassen. Und zusammen Maßnahmen entwickeln, um die Waldlebensräume der Mopsfledermaus dauerhaft zu verbessern. Für die Ehrenamtlichen werden wir Schulungen anbieten, bei denen wir gemeinsam verschiedene Aufnahmegeräte testen. Dadurch finden wir hoffentlich im nächsten Jahr noch mehr unbekannte Vorkommen im Schwäbisch Fränkischen Wald oder zwischen Ulm und Heidenheim.“

Jetzt mitforschen!

Sie wollen die Forschung zur Mopsfledermaus in Baden-Württemberg voranbringen? Dann machen Sie mit bei der „Citizen Science“-Aktion im Projekt:
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