Mopsfledermaus ist „Fledermaus des Jahres“

Stuttgart – Eine platte Nase wie ein Mopshund und zusammengewachsene Ohren: Die frisch gekürte „Fledermaus des Jahres 2020-2021“ ist leicht zu erkennen, aber schwer zu finden. Denn die Mopsfledermaus zählt in den meisten europäischen Ländern und Deutschland zu den stark gefährdeten Arten. Gebietsweise ist sie sogar vom Aussterben bedroht. Der NABU Baden-Württemberg engagiert sich deshalb in einem bundesweiten Projekt, um mehr über Vorkommen und Lebensweise der Waldfledermausart zu erfahren und ihre Lebensräume zu verbessern. Gemeinsam mit der Landesforstverwaltung, der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt und mit finanzieller Unterstützung des Bundesumweltministeriums, des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

NABU-Landeschef Johannes Enssle freut sich: „Die Wahl der Mopsfledermaus ist ein wichtiges Zeichen zum richtigen Zeitpunkt. Sie hat ihren europäischen Verbreitungsschwerpunkt bei uns. Darum haben wir eine besondere Verantwortung, dass sich ihre Bestände auch in Baden-Württemberg erholen. Deshalb arbeiten wir eng mit der Forstwirtschaft zusammen, um Schutzmaßnahmen im Wald zu entwickeln. Und um gemeinsam herauszufinden, wie sich diese in die forstliche Praxis integrieren lassen.“

„Die Mopsfledermaus profitiert in Baden-Württemberg von einer naturnahen Waldwirtschaft, die mit strukturreichen Mischwäldern und einem Totholzanteil, der weit über dem Bundesdurchschnitt liegt, einhergeht. Mit unserem seit zehn Jahren erfolgreichen Alt- und Totholzkonzept stellen wir auf großer Fläche sicher, dass es genügend alte und abgestorbene Bäume gibt, die den darauf spezialisierten Arten und damit dem Naturschutz dienen“, sagte Forstminister Peter Hauk MdL.

NABU startet Lauschangriff im Rems-Murr-Kreis an Mai-Wochenende

Damit dieses Vorhaben gelingt, erforschen die Projektbeteiligten in den kommenden Monaten, wo in Baden-Württemberg Mopsfledermäuse leben. Und wie sie diese Lebensräume nutzen, etwa um zu Jagen oder ihre Jungen aufzuziehen. Dazu leisten Ehrenamtliche aus dem Naturschutz gemeinsam mit Försterinnen und Förstern einen wichtigen Beitrag: Sie werden spezielle Aufnahmegeräte, sogenannte „Mini-Batcorder“ im Wald aufhängen, um Ruflaute der Mopsfledermaus aufzuspüren.

Robert Pfeifle, Projektleiter beim NABU Baden-Württemberg gibt einen Ausblick: „Zum Auftakt dieser ‚Citizen Science‘-Aktion werden wir Fledermausinteressierte schulen, wie man die Geräte benutzt und wie geeignete Stellen im Wald aussehen. Dazu treffen wir uns an einem Mai-Wochenende im Rems-Murr-Kreis. Interessierte, die in Baden-Württemberg bei der Suche helfen wollen, können sich gerne bei uns melden.“ Bei einem ersten Gerätetest im vergangenen Mai wies NABU-Mitarbeiter Volker Weiß bereits völlig unerwartet eine Mopsfledermaus nach. Daraufhin entdeckte das Projektteam ein bisher unbekanntes Quartier im Umkreis. Sie hoffen, bei den diesjährigen Sucheinsätzen weitere Vorkommen aufzuspüren.

Hintergrund zum Mopsfledermausprojekt

Die weiteren Verbundpartner des Projektes sind die Stiftung FLEDERMAUS (Projektkoordination), die Naturstiftung David, der NABU Niedersachsen sowie die Universität Greifswald. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 5,44 Millionen Euro, 4,3 Millionen davon stellt das Bundesumweltministerium im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt zur Verfügung. Inhaltlich begleitet wird das Projekt durch das Bundesamt für Naturschutz. Der Anteil für Baden-Württemberg liegt bei mehr als 850.000 Euro. Daran beteiligen sich zwei baden-württembergische Landesministerien: Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft finanziert 15 Prozent, das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit der Landesforstverwaltung und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt fünf Prozent. Der NABU Baden-Württemberg steuert fünf Prozent der Summe aus eigenen Mitteln bei.

www.NABU-BW.de/Mopsfledermaus

 

Steckbrief: Die Mopsfledermaus

Die Mopsfledermaus verdankt ihren Namen der platten Nase. Weitere typische Merkmale sind die eng zusammenstehenden Ohren und die hellen Haarspitzen. Sie ist eng an reich strukturierte Wälder mit einem hohen Totholzanteil und alten Bäumen gebunden. Dort nutzt das Säugetier Spalten wie abstehende Rindenschuppen von abgestorbenen Bäumen im Frühjahr und Sommer als Quartier: In sogenannten Wochenstuben ziehen zwischen zehn und 20 Weibchen ihre Jungen gemeinsam auf. Manchmal nutzt die Mopsfledermaus dazu auch Spalten hinter Fensterläden von Häusern oder Holzverkleidungen von Scheunen. Ihren Winterschlaf verbringt sie in Höhlen, Kellern und alten Bunkeranlagen. Diese Quartiere gingen von den 1950er-Jahren bis in die 1970er an vielen Orten verloren, der Bestand der Art brach dramatisch ein.

Die Mopsfledermaus ernährt sich vorwiegend von Nachtfalterarten, insbesondere Kleinschmetterlingen – deshalb leidet sie besonders unter dem Rückgang der Insektenvielfalt. Weitere Gefährdungsfaktoren sind die Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrstrassen und Siedlungen sowie niedrige Anteile an Alt- und Totholz in Wäldern. Der bundesweite Erhaltungszustand der Art gilt als ungünstig. Vorkommens-Schwerpunkte in Baden-Württemberg sind das Alb-Wutach-Gebiet sowie die Landkreise Ostalb, Neckar-Odenwald und Zollernalb.

Pressekontakt: Claudia Wild, Pressesprecherin NABU Baden-Württemberg, Tel. 0711.966 72-16

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Kontakt für inhaltliche Rückfragen (nicht zur Veröffentlichung):

Robert Pfeifle, Projektleiter für das Verbundprojekt „Mopsfledermaus“, NABU Baden-Württemberg

Tel.: 0711.966 72-52, E-Mail Robert.Pfeifle(at)NABU-BW.de

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