Sobald im Mai die Temperaturen steigen, verlassen die Mopsfledermäuse ihre Winterquartiere und ziehen zurück in die Wälder, wo sie versteckt hinter abstehenden Rindenteilen, in Zwieselspalten oder Stammrissen die warmen Tage verbringen. Bis zu dreißig Weibchen schließen sich hier zu „Wochenstuben“ zusammen. Wochenstuben sind Ansammlungen von mehr oder weniger miteinander verwandten Tieren, also von Müttern, Töchtern, Cousinen und Tanten, die von Juni bis August gemeinsam ihre Jungen großziehen. Die Männchen verbringen den Sommer meist allein in ihren Spaltenquartieren.
Obwohl sie sich bereits im Herbst gepaart haben, erfolgt die Befruchtung der Eizelle erst, nachdem die weiblichen Tiere im April wieder aus ihrem Winterschlaf erwachen. In der Regel wird nur ein Jungtier pro Weibchen und Jahr geboren. Fledermäuse kommen kopfüber zur Welt, die Mutter breitet dabei ihre Flügel zu einem schützenden Schirm aus. Die Jungtiere sind nach der Geburt noch nackt und nicht größer als ein Daumennagel. Um vor Fressfeinden sicherer zu sein, wechseln die Weibchen während dieser Zeit alle zwei bis drei Tage ihr Quartier. Dabei tragen sie ihre Jungtiere am Körper mit sich. Mopsfledermäuse benötigen daher ein hohes Quartierangebot, das sie v. a. an absterbenden oder toten Bäumen finden.
Fliegen die Mütter nachts zur Jagd auf Insekten aus, die sie mehrere Kilometer weit wegführt, so verbleibt der Nachwuchs im „Kindergarten“. Regelmäßig kehren die Weibchen in kurzen Abständen zurück und säugen und putzen ihre Jungen. Jeden Morgen „schwärmen“ die Mopsfledermäuse um ihren Quartierbaum. Damit zeigen sie an, dass der Unterschlupf sicher ist.
Etwa drei bis vier Wochen wird der Nachwuchs mit Muttermilch versorgt, solange tragen die Jungtiere ihre Milchzähne. Anschließend stellt sich ihr Gebiss auf Insektennahrung um, die Jungen werden flügge und beginnen selbst nach Kleinschmetterlingen zu jagen. Nach einer kurzen Entwöhnungsphase lösen sich die Wochenstuben im August wieder auf, ehe im September die Paarungszeit beginnt.
Schutz im Rahmen der Waldbewirtschaftung für Mopsfledermaus überlebenswichtig
Für die Mopsfledermaus stellt eine ganzjährige Waldbewirtschaftung ohne entsprechende Rücksichtnahme und gezielte Schutzmaßnahmen eine Gefahr dar. Da sie natürliche Strukturen an Bäumen als Quartiere nutzt, die oft schwer zu erkennen sind, birgt jeder Holzeinschlag in Quartiergebieten ein hohes Risiko für lokale Populationen. Hinzu kommt, dass ganze Wochenstubenkolonien regelmäßig ihre Quartiere wechseln. Dabei nutzen Mopsfledermäuse auch Fichten, Kiefern oder Buchen, die wegen zunehmender Trockenheit erkranken und absterben und gerade dadurch geeignete Quartierstrukturen bilden. Genau solche Bäume stehen aktuell aber auch im Fokus der Forstwirtschaft. Diese steht vor dem Dilemma, einer zunehmenden Entwertung des Holzes und der weiteren Ausbreitung des Borkenkäfers entgegenzuwirken. Zudem können Probleme hinsichtlich der Arbeits- und Verkehrssicherheit entstehen.
Das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat bereits reagiert und in einem Erlass an den Landesbetrieb HessenForst empfohlen, Laub- und Nadelkalamitätsholz, das über Spalten verfügt, im Umkreis von 200 Metern um bekannte Mopsfledermausquartiere während der Monate April bis Oktober zu belassen und nur während der Monate November bis März zu entnehmen. Sind Holzentnahmen während des sensiblen Zeitraums von April bis Oktober aus Gründen der Verkehrssicherheit oder akuter Waldschutzgefahren erforderlich, so ist demnach eine Beratung durch die zuständigen Fledermausberater*innen des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie einzuholen.
Wir begrüßen diesen Schritt des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sehr und hoffen, dass weitere Bundesländer diesem Beispiel folgen werden.
Um einen besseren Schutz für diese besondere und sensible Art zu ermöglichen, möchten wir aufklären und praktische Hilfestellungen für Waldbewirtschaftende leisten. In einem ersten Schritt ist es daher wichtig, den Blick für potenzielle Mopsfledermausquartiere zu schärfen, um anschließend Maßnahmen für deren Schutz ergreifen zu können. Nähere Informationen zum Schutz von Mopsfledermausquartieren finden Sie hier: www.mopsfledermaus.de/mopsfledermaus/schutz