Wegweisender Artenschutz in gesamtdeutscher Zusammenarbeit

Erfurt/Bad Frankenhausen • 13. Mai 2019 • Ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz in Deutschland: Im Festsaal des Schlosses zu Bad Frankenhausen überreichen Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Dr. Hans-Jürgen Schäfer, Abteilungsleiter Naturschutz und Nachhaltigkeit im Thüringer Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) sowie weitere Geldgeber heute die Fördermittelbescheide für das neue Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“. Empfänger der Fördermittel sind die Projektpartner Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU Baden-Württemberg, NABU Niedersachsen und die Universität Greifswald.


Mit der Übergabe des Fördermittelbescheides am Fuße des fledermausreichen Kyffhäusers, der auch der Mopsfledermaus ein lohnendes Quartier ist, fällt in einer passend fledermäuslichen Kulisse der offizielle Startschuss für ein großangelegtes Verbundvorhaben, das sich bis Dezember 2024 mit der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen dem Schutz der Mopsfledermaus in Deutschland widmet.
Für dieses Projekt haben sich Arten- und Naturschutzexperten aus ganz Deutschland zusammengefunden, um über 6 Jahre hinweg gemeinsam mit verschiedenen Nutzergruppen (insbesondere öffentliche und private Waldbesitzer) lebensraumspezifische Maßnahmen zum Schutz der Mopsfledermaus zu etablieren. Die Themen umfassen produktionsintegrierte Waldbaumaßnahmen, segregative sichernde Ansätze sowie aktive konstruktive Maßnahmen zur Erhöhung des Quartierangebots für die Mopsfledermaus. Entscheidender Schlüssel für eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes wird die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Landesforstbetrieben, dem Bundesforst sowie Privat- und Kommunalwaldbetrieben sein. Ziel ist es, zu zeigen, dass eine wirtschaftliche Nutzung von Waldflächen und der Fledermausschutz gemeinsam realisierbar sind – und sich sogar synergetisch ergänzen können. Die Bedeutung des Projektansatzes wird durch das zugesagte Fördervolumen (inklusive Eigenanteilen) in Höhe von insgesamt 5.44 Millionen Euro noch unterstrichen. 185.000 Euro steuert dabei der Freistaat Thüringen bei.
Ein gutes Beispiel für die bundesweite, ja sogar europaweite Zusammenarbeit ist der Projektauftakt selbst. Dieser startet mit einem Expertenworkshop zur Mopsfledermaus. Hier steht der Austausch von Projektpartnern und Interessierten sowie zahlreichen internationalen Experten im Mittelpunkt, die sich in der Mitte Deutschlands versammeln, um ein breiteres Basiswissen zur Mopsfledermaus zu etablieren.
Mit der Stiftung FLEDERMAUS und der Naturstiftung David kommen zwei der Hauptinitiatoren und Partner des neuen Mopsfledermaus-Projekts aus Thüringen und legen damit wieder einmal Zeugnis davon ab, welche Innovationskraft dem Freistaat im Bereich des Natur- und Artenschutzes innewohnt. Beide Stiftungen arbeiten seit langem eng mit dem Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zusammen und diese Zusammenarbeit trägt erneut Früchte – und das über die Grenzen Thüringens hinaus.
„Wir freuen uns sehr über dieses wichtige Verbundprojekt und weiteren Beitrag zum Erhalt unserer Artenvielfalt. Die Mopsfledermaus ist nicht nur faszinierend, sondern ein wichtiger Teil des Ökosystems in unserem Wald. Sie braucht vor allem alte und höhlenreichen Bäume und ist gerne ungestört. Wir wollen dabei helfen, dass sie Population der Mopsfledermaus endlich wieder stabil ist“, so die Umweltministerin des Freistaats Thüringen Anja Siegesmund.
Markus Melber – Geschäftsführer der Stiftung FLEDERMAUS – betont die Bedeutung der Mopsfledermaus als Schirmart: „Durch unseren synergetischen Ansatz ist es möglich, nicht nur die Bestandssituation der Mopsfledermaus langfristig zu sichern und zu verbessern, sondern die Ergebnisse auch auf andere Waldfledermausarten zu übertragen, für die die Mopsfledermaus in vielen Bereichen als stellvertretend angesehen werden kann.“

Zum Projekt
Der Schutz der Mopsfledermaus sowie die Optimierung und Vernetzung ihrer Lebensräume stellen wichtige Aufgaben dar, um der Verantwortung Deutschlands für den Erhalt dieser Art gerecht zu werden. Ein zentraler Baustein ist eine naturnahe Waldbewirtschaftung und damit die Förderung von Baumstrukturen, wie sie die Mopsfledermaus als Lebensraum benötigt. Ein wesentlicher Fokus des Projekts liegt daher auf der engen Zusammenarbeit mit den öffentlichen wie privaten Waldeigentümer*innen und -bewirtschafter*innen sowie relevanten Akteur*innen vor Ort. Die entwickelten Schutzmaßnahmen sollen gemeinsam etabliert, dokumentiert sowie die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse durch vielseitige Schulungsangebote in die Praxis überführt werden. Mit dem Ziel, konkrete Maßnahmen zum Schutz der Art praxisnah zu vermitteln, werden die zentralen Projektergebnisse final in einem umfassenden Handbuch zusammengefasst.
Das Verbundvorhaben wird im Rahmen des Bundesprogramms zur Biologischen Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.

Über die Mopsfledermaus
Die Mopsfledermaus ist eng an reich strukturierte Wälder mit einem hohen Totholzanteil sowie Bäumen mit abstehenden Rindentaschen oder Spalten gebunden. In den 1950er bis 1970er Jahren führten Quartierverluste zu dramatischen Bestandeinbrüchen. Außerdem bewirkte der zunehmende Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft einen erheblichen Rückgang des Nahrungsangebots für die Mopsfledermaus, deren Nahrungsspektrum eng auf Kleinschmetterlinge begrenzt ist. Sie überlebte in Deutschland und Westeuropa nur in wenigen Reliktgebieten. Weitere Faktoren, wie eine intensive forstwirtschaftliche Waldnutzung, der Verlust von Vernetzungsstrukturen und die Zerschneidung durch Verkehrstrassen kamen hinzu. Der bundesweite Erhaltungszustand der Art ist daher als „ungünstig“ eingestuft worden.

Die Stiftung FLEDERMAUS
Die Stiftung FLEDERMAUS ist die erste und einzige gemeinnützige Stiftung in Deutschland, die sich voll und ganz dem Schutz der heimischen Fledermausarten verschrieben hat. Im Jahr 2009 in Thüringen errichtet und beheimatet, engagiert sie sich auch über die Landes- und Staatsgrenzen hinaus – für einen gemeinsamen europäischen Fledermausschutz. So ist sie aktives Gründungsmitglied des Europäischen Fledermausschutz-Dachverbandes BatLife Europe und des Bundesverbands für Fledermauskunde Deutschland e. V.. Gemeinsam mit allen Naturschützern kämpft die Stiftung dafür, alle Fledermausarten vor dem Aussterben zu bewahren und ihr Überleben in Koexistenz mit dem Menschen nachhaltig zu sichern. Für ihr Jubiläumsjahr 2019 ruft die Stiftung FLEDERMAUS das „Jahr der Fledermaus“ aus, um mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen die Fledermäuse in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Mehr Informationen finden Sie unter www.stiftung-fledermaus.de/Veranstaltungen.

Projektinformationen „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“:
Förderschwerpunkt: Verantwortungsarten
Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Thüringen
Laufzeit: 31.12.2018 - 31.12.2024
Gesamt-Finanzvolumen: 5,44 Mio. €
Projektträger: Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU-Landesverbände Baden-Württemberg und Niedersachsen, Universität Greifswald
Fördergeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), Bundesamt für Naturschutz (BfN), Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Bayerischer Naturschutzfonds, Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,
Deutsche Wildtier Stiftung, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Bauen, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden Württemberg, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden Württemberg.

Ansprechpartner:Kathrin Weber (Projektkoordinatorin)
Stiftung FLEDERMAUS
Schmidtstedter Straße 30a
99084 Erfurt
Tel.: 0361 265598-22
E-Mail: kathrin.weber@stiftung-fledermaus.de
Website (im Aufbau): www.mopsfledermaus.de

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